Einleitung
Ein tolles Leben!Marianne Münz hatte einen Traum: Eine eigene Wohnung und eine richtige Arbeitsstelle. Sie musste fast sechzig werden, bis dieser Traum endlich in Erfüllung ging.
Ein tolles Leben
Ein ganz normaler Tag
Und wer sie verstehen will, muss sich erst einmal einhören ...
Eine eigene Wohnung? Das brauchte Mut ...
Na, alles verstanden? ... und wenn nicht: Bloß nicht so tun als ob! Das kann Marianne nämlich gar nicht leiden. Also: Wie bitte?
Und ich habe es noch nie bereut - noch nicht einen Tag!"
Ein langer Weg
Ein langer Weg
Bevor sie 2011 den ersten Schritt in die Selbstständigkeit, in eine eigene Wohnung wagte, lebte sie 32 Jahre in einem Wohnheim der Kreuznacher Diakonie.
Wohnheim – das heißt: Rund um die Uhr umsorgt sein, Hilfe in Anspruch nehmen können. Es heißt aber auch: Feste Essenszeiten, MitbewohnerInnen, die man sich nicht aussuchen kann, und in Mariannes Augen: Unselbständigkeit, Abhängigkeit, weniger Freiheit.
Aber frei sein - frei sein wollte Marianne schon immer.
Geliebtes Kind
1954 wird Marianne Münz im hessischen Elz bei Limburg geboren, auf dem Land, auf einem Bauernhof. Sie ist das zweite von drei Mädchen.
Die Eltern sind einfache Leute - sie nehmen Marianne so, wie sie ist. Und damit sind sie ziemlich allein. Eine Schule, die Marianne besuchen könnte, gibt es nicht in der Nähe. Die Alternative: Ein Heim - aber das kommt für die Eltern nicht in Frage. Also umsorgen, lieben, kümmern sie sich um Marianne zuhause. 20 Jahre lang. Ohne Schule, ohne Hilfe.
Doch Marianne wollte immer schon mehr, als andere ihr zutrauten. Und schließlich machte sie sich daran, die ersten Schritte in ein selbständiges - ein normales, ein tolles - Leben zu gehen, mit 22.
Noch heute denkt Marianne daran, was möglich gewesen wäre, wenn sie wie alle anderen Kinder auch eine Schule hätte besuchen können.
Es war auch diese Gewissheit - ein geliebtes Kind zu sein -
die ihr die Kraft gab, an ihre Träume zu glauben.
Und so ging sie mit 22 Jahren auf eine Schule für körperbehinderte Kinder, zog dafür nach Hochheim
in den Taunus. Vier Jahre lernte sie dort, dann
wechselte sie nach Bad Kreuznach in die Kreuznacher Diakonie und lernte weiter.
Dennoch: Einen Abschluss gab es für sie nicht mehr.
Seit 2001 sind Werkstatträte in Deutschland gesetzlich vorgeschrieben.
Das Land Rheinland-Pfalz zeichnete sie 2009 für ihren Einsatz mit dem Landesverdienstorden aus.
Noch heute ist sie im Beirat für Menschen mit Behinderung des Bundesverbandes der evangelischen Behindertenhilfe.
Endlich am Ziel
Am Ziel
Der erste Schritt: Die eigene Wohnung.
Nach 32 Jahren im Wohnheim zog sie 2011 aus.
Ihr neues Zuhause liegt in der Innenstadt.
Das war der erste Baustein zum Glück.
Der zweite zeichnete sich 2013 ab ...
Eine richtige Arbeit
Seit 1. September ist sie für drei Jahre fest beim Projekt angestellt, kümmert sich um Projektentwicklung, organisiert Veranstaltungen, macht Büro und Beratung. Und ist glücklich.
Für Marianne ist das der Arbeitsplatz, von dem sie immer geträumt hat. Marianne ist an ihrem persönlichen Ziel angekommen. Doch da wäre sie gern früher gewesen.
Im Rückblick - hätte sie etwas anders gemacht?
Sie hat das Wissen eines ganzen Lebens, in dem vieles anders war als bei anderen Menschen.
Und sie hat ein Team, das genau diese Erfahrung zu schätzen weiß.
Bei "inklusiv leben lernen" ist Marianne in bester Gesellschaft: Erfahrungs- und Fachwissen kommen hier zusammen. "inklusiv leben lernen" berät und begleitet Einzelpersonen, Institutionen und Verwaltungen, die sich auf den Weg zu einem inklusiven Miteinander machen wollen.
Damit möglichst viele Menschen nicht erst 60 werden müssen, um ihren persönlichen Traum leben zu können.
Für Marianne ist das "ein tolles Leben!"
Auf dem Foto: Das Team von "inklusiv leben lernen", v.l.: Marianne Münz, Isolder Schaller, Gabriele Kloep-Weber, Cindy Davì, Juliane Käser, Judith Schwickerath und Markus Igel.